Zwei Jahre Malteser-Hilfe im Ankunftszentrum Tegel: „Am Anfang haben wir alles improvisiert, heute ist es professionalisiert.“

Auf dem weitläufigen Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel leben heute übergangsweise mehrere Tausend Geflüchtete.
Mitarbeitende des Malteser Leitungsteams: Arzu Gürbüz (l.), Jannik Gresbrand (m.) und Maria Fehlauer (r.)
Nach und nach sind auch außerhalb von Terminal C rund 40 Aufenthaltszelte aufgebaut worden.
Das kostenlose Angebot des Friseursalons wird von den Menschen im Ankunftszentrum gerne genutzt. Fotos: Malteser Berlin

„An jedem Tag, an dem ich auf dieses riesige Gelände fahre, denke ich: Wahnsinn, was hier in zwei Jahren entstanden ist, aber auch: Wie traurig, dass es überhaupt nötig ist!“, sagt Arzu Gürbüz, die eine Helferin der ersten Stunde im Ankunftszentrum Tegel und heute in der Leitung des Malteser Teams arbeitet. „Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, was hier geleistet wurde und wird.“ Bis zu 5.000 Menschen – geflohen vor dem Krieg in der Ukraine oder aus anderen Ländern – haben bereits zeitgleich in der mittlerweile größten Zeltstadt Deutschlands am ehemaligen Flughafen Tegel gelebt. Aktuell sind es um die 4.400 Männer, Frauen und Kinder, die dort teilweise seit Monaten in einer emotional stark belastenden Situation leben – dazu 68 Haustiere. Betreut werden sie von den Maltesern und den Berliner Hilfsorganisationen, die im Bündnis „Wir helfen Berlin“ diese große Aufgabe im Auftrag des Landesamtes für Soziales stemmen. Jede von ihnen hat einen klar definierten Zuständigkeitsbereich.

Dynamische Entwicklung

Die Berliner Malteser sind derzeit mit rund 320 Mitarbeitenden und 17 Schichtleitungen rund um die Uhr zuständig für die Betreuung von drei Unterkunftsbereichen mit insgesamt rund 1.880 Betten. Außerdem kümmern sie sich um einen Pflegebereich mit 45 Betten. „Wir arbeiten seit dem Aufbau im März 2022 in einem sehr dynamischen Umfeld. Unsere Aufgaben, die Inhalte und das Team passen wir immer wieder dem aktuellen Bedarf an, um hier bestmöglich Hilfe leisten zu können“, berichtet Raphael Duetemeyer, Leiter strategische Entwicklung und Krisenmanagement der Malteser Berlin. So ging es in den ersten Monaten seit Kriegsbeginn vor allem darum, schnell Strukturen für die Versorgung von Menschen aufzubauen. Als „Durchgangsgäste“ brauchten sie für wenige Tage Essen und eine Schlafstätte.

Haare schneiden, nähen und singen

Weil angesichts der vielen zehntausenden Geflüchteten nicht nur aus der Ukraine kaum noch Unterkünfte in der Stadt vorhanden sind, verweilen die Menschen im Ankunftszentrum Tegel mittlerweile viel länger als geplant. „Deshalb konzentrieren wir uns bereits seit Mitte 2023 auch stärker auf das Thema Integration. Wir vermitteln zu geeigneten Institutionen wie Schulen, Kitas oder Sprachkursen, geben Hilfe für Amtsgänge oder Traumabewältigung und haben sogar einen Friseursalon eingerichtet“, so Duetemeyer. Auch eine Nähstube wird in Zusammenarbeit mit dem ASB angeboten sowie ein Chorprojekt.

Durchblick schaffen und Hilfen vermitteln

Das alles erfordert ein komplexes Informationsmanagement. Auch dafür sind die Malteser zuständig. Das siebenköpfige Inforedaktions-Team hat mittlerweile einen umfassenden Informations- und Kontaktpool recherchiert, der täglich aktualisiert wird sowie ein Glossar, in dem die wichtigsten Anlaufstellen, Behörden und wichtige Kontaktadressen in Berlin aufgelistet sind.  So können die Malteser an den sogenannten Info-Points, die auf dem ganzen Gelände des Ankunftszentrums verteilt sind, die Menschen vor Ort gut und kompetent beraten. Auch für die aktuellen Beschilderungen auf dem gesamten Gelände sowie einen internen Newsletter für die Mitarbeitenden ist die Hilfsorganisation zuständig.

Ein gutes Miteinander

„Vor zwei Jahren haben wir alles improvisieren müssen, heute ist alles professionalisiert,“ stellt Maria Fehlauer, die Gesamtleiterin des Malteser Teams in Tegel fest. „Wir sind das diverseste und internationalste Team, das ich je kennengelernt habe,“ sagt Fehlauer. Fast ein Drittel der Malteser Mitarbeitenden haben selbst Flucht- oder Migrationserfahrung. „Wir haben ein wirklich gutes und schönes Miteinander im Team, das sich mit Leidenschaft dafür einsetzt, es den Menschen hier so angenehm wie möglich zu machen.“ Trotzdem belastet die lange Verweildauer in Tegel und die Ungewissheit, wie es danach weitergeht, die Menschen. „Viele sind erschöpft und leiden unter der fehlenden Privatsphäre genauso wie unter der unklaren Zukunftsperspektive“, weiß Fehlauer. Um so erstaunlicher findet sie es, „wie gut das Miteinander untereinander im Ankunftszentrum ist“.

Aktuelle Fakten

Seit der Eröffnung des Berliner „Ukraine Ankunftszentrum TXL" wurden dort 116.000 Geflüchtete erfasst

Aktuell bietet die Einrichtung Platz für rund 6.500 Menschen

Rund 4.400 Betten sind zur Zeit belegt

Aktuell sind rund 3.800 Betten von Geflüchteten aus der Ukraine belegt, rund 600 Betten von Asylsuchenden

Hier geht es zur aktuellen Pressemeldung der Berliner Hilfsorganisationen, die im Verbund „Wir helfen Berlin" im Ankunftszentrum Tegel helfen.